Digitalisierung? Nur keine Panik!

Wer sich nicht schnell genug anpasst oder neu erfindet, geht unter: Viele Berater beschreiben die Digitalisierung als eine Art düstere Bedrohung. Nicht so der Düsseldorfer Georg Faßbender. Entspannt euch, rät er verunsicherten Unternehmen — und schildert vier Beispiele aus NRW, die zeigen, dass selbst kleine Firmen den Wandel meistern können.

Es scheint kein anderes Thema mehr zu geben, wenn in Deutschland über Herausforderungen für Unternehmen gesprochen wird: Digitalisierung.

Industrie 4.0. Transformation. Disruption.

Immer dieselben Begriffe, immer wieder das Gefühl, dass da ein gewaltiger Sturm auf das Land zukommt, darüber hinwegfegt und alles vernichtet, was sich nicht schnell genug anpasst. Jedes Startup ist in dieser Welt der Untergang eines Großkonzerns, jeder junge Gründer scheint selbst mit unausgereiften Geschäftsideen etablierten Unternehmern überlegen. Traditionskonzerne, Familienunternehmen – das ist alles Old Economy, alles von gestern. Die jungen Wilden, die mit ihrer „Disruption“ ein Geschäftsmodell nach dem anderen zerstören, kann niemand aufhalten. Beeilung! Investieren! Transformieren! Politik und Unternehmensberater, Internetgurus und andere Wirtschaftspropheten – sie alle geben dieselben Losungen aus.

Georg Faßbender glaubt nicht an die Revolution, den einen großen Sturm, der alles verändert. Der Begriff „Digitalisierung“ wird aus Sicht des Unternehmensberaters zu inflationär benutzt, „so als handele es sich um das Allheilmittel gegen Stagnation und Abschwung, um das Wundermittel für Wachstum und Innovation“, sagt er.

Der Düsseldorfer kennt die Branche, er hat früher bei einer mittelständischen Softwarefirma gearbeitet und für den IT-Konzern Oracle die Euro-Umstellung koordiniert. Vor Gründung seiner eigenen Beratung Gefacon hat er mit der Beratungsgesellschaft Deloitte Unternehmen wie Karstadt, TUI oder eBay begleitet.

Natürlich ist auch Faßbender davon überzeugt, dass die Digitalisierung die Welt verändere und sich kleine Unternehmen genauso wie Großkonzerne darauf vorbereiten müssen. Und dennoch rät er: Keine Panik. Bloß nicht übertreiben. „Es geht um Digitalisierung mit Augenmaß“, sagt Faßbender. Natürlich könne die Finanzkraft von Digitalunternehmen wie Amazon, Google und Co. einschüchtern, doch davon solle man sich nicht abschrecken lassen: „Die Verantwortlichen sollten nicht denken: Was kann ich gegen die Großen schon machen? Sie sollten sich lieber fragen, wo ihre eigenen Chancen liegen.“ Oft würden schon kleine Schritte eine große Wirkung haben, sagt Faßbender.

Quelle: Rheinische Post / Wirtschaft 04 / März 2016